Alles, was unsere Kultur heute vermag, musste irgendwann von den Menschen erlernt und erforscht werden – ob es sich nun um technologische oder um soziale Errungenschaften handelt. Kein Wunder, dass lebendig gewordene Geschichte auf viele Menschen eine schier unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt. Wenn mit “Tempus – Zeitenwandel” vom 2. bis 5. Juni 2011 Deutschlands größte Living-History-Veranstaltung auf dem idyllischen Rittergut Dorstadt im Landkreis Wolfenbüttel stattfindet, dann werden wieder Zehntausende von Besuchern und Hunderte von Darstellern die Vergangenheit anschaulich und lebendig werden lassen.
“Insel-Hopping” in den Strudeln der Zeit
Die Zeitinseln, die die Besucher in Augenschein nehmen können, beginnen mit den Anfängen in der Jungsteinzeit. So stellt beispielsweise eine Gruppe unter Leitung von Jörg Nadler historische Fischereitechniken aus dem mittleren Neolithikum vor. Es gibt eine Ausstellung und Vorträge zum Thema Fischerei und natürlich anschauliche Fischervorführungen mit einem Einbaum auf dem Wasser – Geschichte zum Anfassen. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts spannt sich der Bogen der Darbietungen. Für Opa und Enkel ist beispielsweise mit Sicherheit das Besatzungsszenario zu den Jahren 1945/1946 interessant. Eine Gruppe von 21 Personen unter Leitung von Volker Griesser bringt den Zuschauern Aspekte der damaligen Zeit wie die Minenräumung, die Versorgung und Behandlung von Flüchtlingen und Heimkehrern oder den damals allgegenwärtigen Schwarzmarkt näher.
Hoher Anspruch
Die historischen Darsteller, die auf eine besonders anschauliche und publikumsnahe Art die Geschichte der Region interessant und familiengerecht präsentieren, treffen sich zum zweiten Mal als Gäste der Familie von Löbbecke in Dorstadt. Die Veranstaltung wird mit dem Mittel der lebendigen historischen Darstellung (Living History, Reenactment) Schlaglichter auf die an bedeutenden Ereignissen reiche Geschichte der Region werfen. “Tempus – Zeit erleben” gilt durch die Auswahl der Akteure, deren Engagement, Enthusiasmus und den hohen Anspruch an die Glaubwürdigkeit ihrer Darstellung als Jahreshöhepunkt im Veranstaltungskalender für alle, die schon immer von einer Zeitreise träumten.
Günstiger Zeitpunkt
Zwar will die Multiperiod-Veranstaltung dem Publikum insbesondere die Historie des Braunschweiger Landes nahebringen. Doch die Wahl des Termins macht “Tempus” auch für Interessierte aus dem süddeutschen Raum interessant. Dort ist Christi Himmelfahrt am 2. Juni ein gesetzlicher Feiertag, so dass sich ein verlängertes “Brückentags-Wochenende” anbietet. Für Übernachtungen eignet sich das romantische Wolfenbüttel mit seinen über 600 Fachwerkhäusern. So ist beispielsweise die Wochenendpauschale “Wolfenbüttel zum Kennenlernen” mit einer Übernachtung mit Frühstück im Doppelzimmer inklusive Überraschungsgeschenk und der Dokumentationsmappe “Wolfenbüttel” schon ab 34 Euro pro Person buchbar.
Kuriose Fehde
Die zahlenmäßig größte Gruppe bei “Tempus – Zeit erleben” wird in diesem Jahr das “Reichsaufgebot 1475″ sein. 155 Darsteller werden dem Publikum die Umstände und Hintergründe der Hildesheimer Bierfehde von 1481 bis 1486 nahebringen: mittels Darbietungen zu Militärwesen, Rekrutierung, Ausbildung, einer Waffen- und Rüstschau sowie kommentierten Vorführungen zu Hintergrund und Anlass dieser wohl kuriosesten Fehde Niederdeutschlands, die mit einer Biersteuer direkt auf “die Seele des Deutschen” zielte.
08.05.2011 - Suchwörter: Dorstadt, Kultur, Ritter, Wolfenbüttel